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Gedanken zu Hypes

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Gedanken zu Hypes

Aus gegebenem Anlass eine kurze Gedankenstütze zum Thema Hypes. In Gesprächen mit Kunden haben wir es immer wieder mit Hypes zu tun, auf die Kunden gerne aufspringen wollen und mit einer kleinen Position "dabei sein wollen". 

Dabei ist es hilfreich einen Blick auf verschiedene Hypes zu werfen, damit man ungefähr einordnen kann, wo man sich befindet und was aus einem möglichen Investment werden kann. Wir wollen auf keinen Fall unsere Klienten abhalten, mit dem Strom zu schwimmen. Wir wollen dabei helfen das Risiko zu verstehen und damit auch die Positionsgröße einordnen zu können. 

Einfach gesagt, am Anfang von Hypes kann man sehr viel Rendite erwirtschaften und deshalb muss die Position auch nicht unnötig groß sein. Es gibt aber Stationen im Lebenszyklus eines Hypes, da kommt man nicht mehr "ungeschoren" raus. 

Deshalb im Folgenden eine Grafik der Gartner Group. Und die Vergangenheit hat gezeigt, dass verschiedene Hypes ähnliche Lebensphasen durchlaufen. Diese Betrachtung ist nicht neu, wird aber ab und zu vergessen - und kann viel Ärger ersparen. Manche sehen Ähnlichkeiten zum Bitcoin Kursverlauf, andere vielleicht zu Fleischersatzprodukten ... Wir wollen keine Bewertung der Ideen oder Produkte vornehmen - am Ende ist recht häufig etwas Wunderbares herausgekommen. An der Börse geht es aber immer um Erwartungen und die Preise steigen solange weiter, wie es am Markt einen "noch größeren Narren" gibt, der noch mehr dafür bezahlt ("Greater-Fool-Hypothese").  

hype_gartner

Die Erklärung der Phasen:

Technologischer Auslöser

Die erste Phase ist der technologische Auslöser oder Durchbruch, Projektbeginn oder ein sonstiges Ereignis, welches auf beachtliches Interesse des Fachpublikums stößt. Trittbrettfahrer steigen auf das neue Thema auf.

Gipfel der überzogenen Erwartungen

In der nächsten Phase überstürzen sich die Berichte und erzeugen oft übertriebenen Enthusiasmus und unrealistische Erwartungen. Es mag durchaus erfolgreiche Anwendungen der neuen Technologie geben, aber die meisten kämpfen mit Kinderkrankheiten.

Tal der Enttäuschungen

Technologien kommen im Tal der Enttäuschungen an, weil sie nicht alle Erwartungen erfüllen können und schnell nicht mehr aktuell sind. Als Konsequenz ebbt die Berichterstattung ab.

Pfad der Erleuchtung

Obwohl die Berichterstattung über die Technologie stark abgenommen hat, führen realistische Einschätzungen wieder auf den Pfad der Erleuchtung. Es entsteht ein Verständnis für die Vorteile, die praktische Umsetzung, aber auch für die Grenzen der neuen Technologie.

Plateau der Produktivität

Eine Technologie erreicht ein Plateau der Produktivität, wenn die Vorteile allgemein anerkannt und akzeptiert werden. Die Technologie wird immer solider und entwickelt sich in zweiter oder dritter Generation weiter. Die Endhöhe dieses Plateaus hängt stark davon ab, ob die Technologie in Massen- oder Nischenmärkten angenommen wird.

 

Wie bereits Erwähnt haben Hypes oftmals auch etwas Gutes. So sorgte die Dotcom-Blase der 1990er Jahre für die schnelle Verbreitung und Akzeptanz der neuen Technologie "Internet", von der wir als Nutzer und Mitglieder einer florierenden Volkswirtschaft noch heute profitieren.

Auch der Eisenbahn-Hype von 1893 hinterließ ein positives Erbe: Überall in den USA und anderswo waren nun Schienen, Bahnhöfe und Waggons entstanden, die für einen schnelleren Transport von Gütern und Personen sorgten.

Aber aus einem Hype kann auch eine ausgewachsene Spekulationsblase werden, bei deren Platzen sehr viel Schaden angerichtet werden kann. 

Hype vs Spekulationsblase

Wir haben bisher nur die technische Seite eines Hypes betrachtet. Schaut man sich die wirtschaftliche oder finanzielle Seite eines Hypes an, dann bekommt man eine Vorstellung wann und warum aus einem Hype eine Spekulationsblase werden kann bei deren platzen echter voklswirtschaftlicher Schaden entstehen kann.

Analog zu dem obrigen Bild: Die Ökonomen Charles Kindleberger und Hyman Minsky haben den idealtypischen Verlauf einer Spekulationsblase einst wie folgt beschrieben:

1. Am Anfang steht die Phase der "Verlagerung": ein von außen kommender Schock, welcher die Weltwirtschaft verändert. Wie zum Beispiel die Erfindung der Eisenbahn.

2. Das legt den Grundstein für die nun folgende Phase des "Booms": Das Produkt wird einer breiteren Öffentlichkeit bekannt. Die Nachfrage steigt und mit ihr auch der Preis. 

3. Es folgt die Phase der "Euphorie". Der Preisanstieg beschleunigt sich, Risiken werden ausgeblendet.

4. eines Tages stürzen die Preise komplett ab, die Phase der "finanziellen Not" beginnt.

5. Es folgt die "Abscheu", die letzte Phase in Minskys Modell.

Die Phase sehen sehr ähnlich aus - sind sie auch. Nur bei der Betrachtung haben sich Kindleberger und Minsky auf die Finanzierung in solchen Hypes konzentriert. Und genau da kann man einen Hype von einer Spekulationsblase abgrenzen - es ist immer eine Frage wie breit die Finanzierung in einer Wirtschaft für genau diesen Hype ist.

In Minskys Krisentheorie betreiben die Investoren zu Beginn eines Zyklus zunächst eine abgesicherte Finanzierung. Die Einnahmen, die den Investitionen folgen, reichen aus, um die Kredite zurückzuzahlen. Erweist sich das Wirtschaftswachstum als stabil, erscheint eine spekulative Finanzierung rentabel. Die Einnahmen reichen jetzt nur noch aus, um die Zinsen der aufgenommenen Kredite zu bedienen; die Kredite selbst dagegen werden durch neu aufgenommene Kredite ersetzt.

Schließlich gehen die Investoren zu einem Schneeballsystem über, einem „Ponzi scheme“ (benannt nach Charles Ponzi). Nun werden sogar zur Finanzierung der Zinslast Kredite aufgenommen, da die Investoren immer noch darauf vertrauen, dass ganz zum Schluss die Einnahmen aus der Investition ausreichen, um allen aufgelaufenen Verpflichtungen genügen zu können.

Insgesamt wird die Wirtschaft immer labiler, bis es zu einem Platzen der Spekulationsblase und dem Ausbruch einer Finanzkrise kommt.

1893 gingen über 600 Banken pleite, die den Eisenbahn-Boom finanzierten. 2007 ist es nur eine Bank gewesen, die wegen fauler Immobilienkrediten geschlossen werden musste (viele andere wurden vom Staat gestützt und "gerettet").

Fazit

Vom Hype zur Spekulationsblase ist es ein langer Weg. Und nicht jeder Hype führt zur Finanzkrise. Meist sind es die Privatanleger, die den Preis bei einem Hype zahlen. Da kann jeder selbst entscheiden.